28.04.2024
Großer Andrang bei einem der „letzten Traditionsmeetings“ in Deutschland
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At the press conference for the 33rd International thallos Runners' Meeting on May 5, 2024, much of the focus was on the importance of the traditional meeting in a changing meeting scene. As part of the World Athletics Federation's Continental Tour, Pliezhausen is once again attracting numerous top athletes. Among them are the up-and-coming Rosina Schneider (TV Sulz) and Laura Wilhelm (LAV Stadtwerke Tübingen), who spoke about their start in Pliezhausen and their goals for the season. Sven Rees, performance sports director of the Baden-Württemberg athletics associations, and meeting director Thomas Jeggle addressed the changed framework conditions from the perspective of athletes and organizers. Christof Dold, mayor of the municipality of Pliezhausen, also addressed these issues and expressed his commitment to the Schönbuchstadion as a meeting location. The moderator was none other than Olympic champion Dieter Baumann.
„Es ist seit 33 Jahren Tradition in Pliezhausen die Saison zu eröffnen“, begrüßte Moderator Dieter Baumann die Runde im Hotel Schönbuch in Pliezhausen. Mit Erhalt des Challenger-Status durch den Weltverband zieht das Meeting seit 2023 zudem immer mehr Athleten an, die im Schönbuch Weltranglistepunkte sammeln und ihre Qualifikationschancen für internationale Meisterschaften erhöhen möchten, berichtete Meetingleiter Thomas Jeggle, der vom großen Andrang selbst überrascht war.
Hinweis: Auch 2024 wird es einen YouTube-Livestream geben
Es sei faszinierend, wie sich das zunächst kleine Meeting bis heute entwickelt und welches Niveau es erreicht hat. Der dritte Pliezhausen-Start von Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) gehört zu den Höhepunkten, die Jeggle hervorhob. International stark besetzt sind die Mittelstrecken und die Hindernisse versprechen laut Jeggle ein „Wahnsinns-Rennen“.
Baden-Württembergs Talente wollen die „Großen“ ärgern
Pliezhausen bietet insbesondere einheimischen Athleten und Talenten eine Bühne. Deshalb sei das Meeting auch aus Verbandsicht wichtig, machte Sven Rees, Leistungssportdirektor Baden-Württembergischer Leichtathletikverband, deutlich.
Die „Großen“ ein bisschen zu ärgern, ist das Ziel von Rosina Schneider (TV Sulz) über 80 und 150m, um danach noch einen Härtetest über 300m dranzuhängen. Die U20-Doppeleuropameisterin sorgte in der Halle mit ihrem ersten DM-Aktiventitel über 60m Hürden für Furore und möchte nun im Freien daran anknüpfen.
EM-Norm für Rosina Schneider greifbar
Für den Sommer traut sich die 19-Jährige 100m Hürden unter 13 Sekunden zu, womit die EM-Norm (12,98 sec) greifbar scheint. An das Meeting hat sie gute Erinnerungen: Im Vorjahr lief sie die 4x100m U20-Staffel in exakt der Besetzung, die später EM-Gold holen sollte.
Laura Wilhelm (LAV Stadtwerke Tübingen) zählt ebenfalls zu Baden-Württembergs Talenten, die in die nationale Spitze bei den Aktiven vorgestoßen sind. Die mehrfache DM-Finalistin und 800m Hallen-DM-Dritte (2023) „startet bereits seit sie laufen kann in Pliezhausen“, scherzte Baumann.
In der Tat: 150, 300, 600m und sogar 300m Hürden lief sie schon beim Meeting. 2024 konzentriert sich die 21-Jährige auf die 600m und will dort ihre Bestzeit unter 1:29 Minuten drücken. Danach soll es über 800m Richtung 2:03 Minuten gehen.
Direktes Trainingsumfeld als Erfolgsschlüssel
Schneider und Wilhelm stehen stellvertretend für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit im Land. Hierbei komme es in erster auf das direkte Umfeld der Athleten an, erklärte Rees.
Umso mehr, da die Zersplitterung des Meisterschaftskalenders und der neue Qualifikationsmodus für die jungen Sportler die Planung erschwere und den Druck erhöhe. Für Schneider sind die optimalen Trainingsbedingungen am Olympiastützpunkt Stuttgart einer der zentralen Gründe für ihre rasante Entwicklung.
Auch Wilhelm schätzt die Unterstützung und die positive Atmosphäre in ihrer Tübinger Trainingsgruppe. Für beide ist deshalb ein von vielen jungen Sportlern praktizierter Wechsel in das US-amerikanische College-System aktuell kein Thema.
Die USA könnten dann aber spätestens 2028 locken, wenn nämlich die Olympischen Spiele in Los Angeles stattfinden – ein großes Ziel für Baden-Württembergs Laufhoffnungen aus dem Jugend- und Juniorenbereich, für die Paris 2024 noch zu früh kommt.
Investition in die Zukunft: Pliezhausen eines der letzten Traditionsmeetings
Dafür, dass auch die Olympia-Saison 2028 eingeläutet wird und Pliezhausen auch darüber hinaus eine wichtige Rolle in der Saisonvorbereitung spielt, wird bereits heute hingearbeitet. Denn die Anforderungen der internationalen Dachverbände steigen immer weiter in Bezug auf Preisgelder, Sportanlagen und Nachhaltigkeit.
Außerdem stelle der enger getaktete globale Meisterschaftskalender Veranstalter vor Herausforderungen und trage zum Meetingsterben in Deutschland bei, kritisierte Rees: „Pliezhausen ist eines der letzten Traditionsmeetings“.
Dass angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen vielerorts Veranstalter aussteigen, sieht auch Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold mit Sorge.
Leichtathletikfest im Schönbuchstadion
Für die Gemeinde sei das Meeting mit seiner Strahlkraft auch ein Wirtschaftsfaktor. Deshalb wurde ein Zeitplan für die notwendige Laufbahnsanierung in 2025/2026 formuliert, um in Zukunft Wettkampfbetrieb auf hohem Niveau im Schönbuchstadion zu ermöglichen.
Doch zunächst richtet sich der Blick auf den 5. Mai 2024, wenn Mihambo und Co. wieder für ein Leichtathletikfest am Rande des Schönbuchs sorgen werden.
Zitate aus der Pressekonferenz:
„Ich hoffe, es geht draußen so gut weiter, wie es in der Halle aufgehört hat. Auf Pliezhausen freue ich mich sehr. Mein Ziel ist, wie in der der Halle die „Großen“ zu ärgern, auch wenn über 80 und 150m die Konkurrenz stark ist mit Malaika Mihambo, Mikaelle Assani und Lisa Nippgen. An das Meeting habe ich schöne Erinnerungen, weil wir im letzten Jahr mit der 4x100m-Staffel in der Pliezhausen-Besetzung später U20-Europameisterinnen wurden. Im Sommer traue ich mir eine Zeit über 100m Hürden unter 13 Sekunden und die Qualifikation für Rom (Anm. d. R.: EM-Norm 12,98 sec) zu.“
Rosina Schneider (TV Sulz) – Junioren-Europameisterin 100m Hürden und 4x100m, Deutsche Hallenmeisterin 2024 über 60m Hürden
„Beim Meeting in Pliezhausen bin ich schon fast alle Strecken gelaufen von 150m über 300m bis 600m und sogar 300m Hürden. Dieses Jahr konzentriere ich mich ganz auf die 600m. Wir haben im Training viel an den Grundlagen gearbeitet. Mein Ziel ist, meine Bestzeit auf unter 1:29 Minuten zu verbessern. Über 800m sollte in dieser Saison eine Zeit von 2:03 Minuten schon möglich sein.“
Laura Wilhelm (LAV Stadtwerke Tübingen) – mehrfache DM-Finalistin und Bronzemedaillengewinnerin 2023 (Halle) über 800m
„Pliezhausen ist eines der letzten Traditionsmeetings und aus Verbandsicht wichtig, weil es dem Nachwuchs die Chance gibt, in Kontakt mit der internationalen Spitze zu kommen. Wettkampfsport findet auch in der Breite statt. Pliezhausen macht beides möglich. Für die jungen Athleten kommt es in erster Linie auf das direkte Umfeld an. Die Diversifizierung des Meisterschaftskalenders bedeutet für sie höheren Planungsaufwand und Druck. Im Nachwuchs sind wir gut aufgestellt und haben bei der letzten U20-EM sehr erfolgreich abgeschnitten. Für diese Athleten ist die EM in Rom dieses Jahr ein gutes Ziel.“
Sven Rees – Leistungssportdirektor der Baden-Württembergischen Leichtathletikverbände
„Das Internationale Läufermeeting strahlt weit über die regionalen Grenzen hinaus. Darauf können die Verantwortlichen zu Recht stolz sein. Für die Gemeinde ist das Meeting auch ein Wirtschaftsfaktor. Allerdings werden die Rahmenbedingungen nicht einfacher. Vielerorts steigen Veranstalter aus. Als Gemeinde stehen wir in engem Austausch mit den Verantwortlichen und haben für die notwendige Bahnsanierung einen Zeitplan formuliert.“
Christof Dold – Bürgermeister der Gemeinde Pliezhausen
„Es ist faszinierend, wie sich das Meeting von einer zunächst kleinen Veranstaltung bis heute entwickelt hat. Das Niveau, welches das Meeting erreicht hat, macht einen stolz. Die Masse an Anfragen von Athleten aus ganz Europa kam selbst für uns überraschend. Sportliches Aushängeschild ist Malaika Mihambo mit ihrem dritten Pliezhausen-Start. Die Hindernisse versprechen ein „Wahnsinns-Rennen“, aber auch die Hürden sind mit Joshua Abuaku, Constantin Preis und Carolina Krafzik hervorragend besetzt. Wir freuen uns außerdem auf international hochklassige Mittelstrecken.“
Thomas Jeggle – Meetingleiter
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