Rekordverdächtiges Meeting auch ohne „echte“ Rekorde
34. Internationales KOST Läufermeeting in Pliezhausen, 18. Mai 2025
(ft) Die Leichtathletiksaison kann kommen. Beim 34. Internationalen KOST Läufermeeting in Pliezhausen präsentierten sich die Athletinnen und Athleten schon in starker Form für die bevorstehende Saison mit den Weltmeisterschaften in Tokio (Japan; 13. bis 21. September 2025) als Höhepunkt. Perfekte Laufbedingungen und die großartige Stimmung im gut gefüllten Schönbuchstadion trugen ihren Teil bei zu zahlreichen Topergebnissen in den ewigen Meeting-Top-6 und einem Meetingrekord auf den selten gelaufenen 400 Meter Hürden. Mit 822 Teilnehmenden freuten sich die Organisatoren des LV Pliezhausen über eine Rekordbeteiligung.

Maximilian Thorwirth kratzt am ältesten Meetingrekord
Er hatte einen Angriff auf den seit 1994 bestehenden und damit ältesten Rekord der Meetinggeschichte (7:49,50 min) angekündigt und ließ Taten folgen. Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf) lief ein couragiertes 3.000-Meter-Rennen über weite Strecken von der Spitze, das trotz eines schnellen Schlusskilometers in 7:50,88 Minuten nicht mit dem Rekord belohnt wurde. „Ich wollte den Rekord haben“, zeigte er sich in der ersten Reaktion enttäuscht, um später zu relativieren, dass er mit dem Saisoneinstieg vor den vielen Fans doch ganz zufrieden sein könne. Zurecht: Mit seiner Zeit schob sich der Wahl-Tübinger an Position zwei der Rekordliste mitten in die Phalanx der kenianischen Spitzenläufer.
„Hindernis-Mekka“ Pliezhausen
Rekordverdächtig war auch der 2.000-Meter-Hindernislauf. Luc Le Baron (Frankreich, 5:26,11 min) stürmte mit einer fulminanten Schlussrunde ganz nah an die Bestmarke des Briten Phil Norman (5:25,50 min) heran, dicht gefolgt von Victor Ortiz Rivera (Puerto Rico, 5:26,42 min), der sich mit einem neuen Landesrekord und Platz vier in den Meeting-Top-6 trösten konnte. Beide sind heiße Kandidaten für einen Start bei den Weltmeisterschaften im Sommer. Bei den Frauen lief Laura Taborda (Portugal, 6:16,56 min) bei ihrer Pliezhausen-Premiere auf Anhieb auf Platz fünf der Meetingbestenliste und verdrängte damit das deutsche Ass Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier) aus den Top-6.

Im Sprint wackeln die Rekorde – über die Langhürden fällt einer
Von den Staffelweltmeisterschaften in China nach Pliezhausen: Sina Mayer (LAZ Zweibrücken) war über 80 Meter eine Klasse für sich. In 9,37 Sekunden reihte sich die Sprinterin in der ewigen Meetingbestenliste hinter Rekordhalterin Lisa Nippgen (9,32 sec) und Malaika Mihambo (9,35 sec) in prominenter Gesellschaft an Position drei ein. Über 150 Meter ließ sie ein weiteres Topergebnis (17,21 sec) folgen und machte den Doppelsieg perfekt. Gar auf Rang zwei katapultierte sich der Nigerianer Olaoye Folawiyo (SCC Berlin, 8,55 sec) als 80 Meter-Sieger. Nur Eric Nkansah war 1999 schneller (8,37 sec). Der in Berlin studierende Sprinter, der auch den 150 Meter-Sieg holte (15,51 sec), hat sich für den Sommer die WM-Qualifikation vorgenommen.
Im selten ausgetragenen 400-Meter-Hürdenwettbewerb setzte Hayley McLean eine neue Rekordmarke (56,56 sec). Damit löste die Britin keine geringere als die mehrfache Deutsche Meisterin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen, 57,69 sec) ab. Auf den „krummen“ 300 Meter Hürden gelang Joshua Abuaku (LG Eintracht Frankfurt, 35,88 sec) die Revanche gegen Vorjahressieger Dany Brand (Schweiz, 36,32 sec) auf Platz drei.

Deutsche Nachwuchssprinter in bestechender Frühform – U20-EM-Normen purzeln
Die 4x100-Meter-U20-Nationalstaffeln des DLV trommelten sowohl bei den Männern (40,13 sec) als auch bei den Frauen (44,16 sec) hervorragende Zeiten in beiden Durchgängen auf die Bahn. Damit lagen die Teams deutlich unter den jeweiligen Normen (40,75 bzw. 45,70 sec) für die U20-Europameisterschaften in Tampere (Finnland; 07. bis 10. August 2025). Zur Einordnung: Beide Zeiten wären bei der letzten Junioren-EM 2023 gut für Medaillen gewesen – die das Team von Bundestrainer Alex Seeger dieses Jahr wieder anstrebt. „Bis zur EM wollen wir uns weiter steigern und dann in Tampere um Gold laufen“, lautet die Devise. Der Bundestrainer zeigte sich auch deshalb sehr zufrieden, da es gelungen sei, die vielen jüngeren Athleten während des mehrtägigen Lehrgangs in Pliezhausen ins Team zu integrieren.

Über 3.000 Meter der Frauen trieben sich die Siegerin Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach, 8:58,42 min) und die Zweitplatzierte Lisa Merkel (LAV Tübingen, 8:58,63 min) mit abwechselnder Tempoarbeit zu schnellen Zeiten. „So laut wie auf den letzten 100 Metern habe ich es noch nie gehört“, lobte die Tübingerin die Stimmung. Lautstark an der Bande zu hören war auch Irina Mikitenko, Mutter der Siegerin und deutsche Marathonrekordhalterin. Im Sog der beiden kratzten die noch der Jugendklasse angehörigen Lera Miller (VfL Löningen, 9:02,99 min) und Lisa Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald, 9:05,39 min) an der 9:00-Minuten-Grenze und unterboten deutlich die Norm für die U20-EM (9:30 min). Insgesamt fielen am Sonntag fünf Normen für die kontinentalen Nachwuchsmeisterschaften.

Spannende Duelle und internationale Podeste auf den Mittelstrecken
Die Mittelstrecken waren in internationaler Hand. Über 600 Meter der Frauen lieferte sich Eveline Saalberg aus den Niederlanden (1:26,46 min) ein mitreißendes Duell bis zur Ziellinie mit Pernille Karlsen Antonsen (Norwegen, 1:26,53 min), die neuen Landesrekord lief. Bei den Männern ging der Sieg an den Schweizer Ramon Wipfli (1:16,45 min). Lokalmatador Tim Holzapfel (LV Pliezhausen) freute sich über einen starken zweiten Platz (1:17,56 min). Über 1.000 Meter blieben drei Männer unter 2:20 Minuten: Salih Teksöz (Türkei, 2:19,24 min), Flavien Szot (Frankreich, 2:19,67 min) und Abdelatif Sadiki (Marokko, 2:19,74 min). Bei den Frauen überzeugte Hindernisspezialistin Elena Burkard als Zweite (2:42,41 min) bei ihrem Unterdistanzausflug hinter der Polin Julia Jaguscik (2:40,35 min).