Lisa Nippgen schnappt sich Meetingrekorde von Mihambo und Paschke
32. Internationales thallos Läufermeeting in Pliezhausen, 14.05.2023
(ft) Das Internationale thallos Läufermeeting in Pliezhausen, erstmals als Challenger-Meeting des Weltleichtathletikverbandes ausgetragen, lieferte am Sonntag, den 14. Mai einen Höhepunkt nach dem anderen. Bei der 32. Internationalen Auflage, gleichzeitig das 38. Meeting der „krummen Strecken“, fielen in hochklassigen Wettbewerben vor einem begeisterten Publikum Rekorde und Bestleistungen. Lisa Nippgen (MTG Mannheim) sprintete mit zwei Meetingrekorden ins Rampenlicht. Lokalmatadorin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) egalisierte den Veranstaltungsrekord über die Hürden.
Sprinterin Lisa Nippgen in doppelter Rekordlaune
Der im Vorjahr von Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) aufgestellte Meetingrekord über 80 Meter (9,35 Sek.) hatte nur zwölf Monate Bestand. Lisa Nippgen (MTG Mannheim) sprintete in Abwesenheit Mihambos, die krankheitsbedingt passen musste, nach 9,32 Sekunden über die Ziellinie im Schönbuchstadion und sorgte für den ersten Paukenschlag. „Den Rekord hatte ich mir zwar nicht als Ziel gesetzt, wollte aber in die Nähe dieser Zeit laufen“, freute sich die frisch gebackene Rekordhalterin. Ihr liegen die „krummen Strecken“ zum Saisoneinstieg, bevor es auf die volle Distanz geht. Einen weiteren Beweis lieferte sie kurz darauf mit ihrem zweiten Meetingrekord über 150 Meter (17,03 Sek.). Damit schnappte sich die 26-Jährige eine Bestmarke, die vor 26 Jahren von der deutschen Ausnahmensprinterin Melanie Paschke (TV Wattenscheid, 17,13 Sek.) aufgestellt wurde.
Hürden-Ass Carolina Krafzik setzt Ausrufezeichen
Ihre hervorragende Frühform stellte Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) über 300 Meter Hürden unter Beweis. In 39,13 Sekunden distanzierte die mehrfache Deutsche Meisterin und Olympia-Halbfinalistin nicht nur die Konkurrenz um rund eine Sekunde, sondern egalisierte den noch handgestoppten 21 Jahre alten Meetingrekord (38,9 Sek.) von Stephanie Kampf (VfL Sindelfingen). Krafziks elektronisch gemessene Zeit ist unter Berücksichtigung der weniger präziser manuellen Messung der bisherigen Bestmarke gleichzusetzen.
„Ich habe gut in den Lauf hineingefunden und konnte meinen Rhythmus halten“, schilderte die sehr zufriedene Siegerin, die schon einen klaren Plan für den Sommer hat. Nach einem Trainingsblock soll es über einige 400 Meter Hürden-Läufe und die Deutschen Meisterschaften zum Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft in Budapest (Ungarn, 19. bis 27. August 2023), gehen. Dieses Ziel hat auch Männersieger Joshua Abuaku (LG Eintracht Frankfurt, 35,40 Sek.) fest im Visier. In Pliezhausen feierte der EM-Fünfte (München, 2022) nach eigener Aussage seinen „bisher besten Saisoneinstand“.
Weitere Meetingrekorde wackeln, aber fallen nicht
Im Sprint der Männer glänzte Alex Haydock-Wilson (Großbritannien) mit einem Doppelsieg. Zunächst lief der 400 Meter EM-Dritte auf den 150 Metern in 15,34 Sekunden nah an die 25 Jahre alte Bestmarke des Ghanaers Emmanuel Tuffour (15,25 Sek.). Im Ziel klatschte der bestens aufgelegte Brite die Fans an der Bande ab. „Ich liebe die deutschen Zuschauer, schon letztes Jahr bei der EM in München und jetzt heute in Pliezhausen“, sprudelte es aus ihm heraus. Dass er sich auf der Pliezhäuser Bahn wohlfühlt, bewies er mit seinem zweiten Sieg auf der 300 Meter-Distanz (32,39 Sek.), nur acht Hundertstelsekunden vom Meetingrekord entfernt. Über 80 Meter setzte sich Favorit Enoch Adegoke (Nigeria, 8,85 Sek.) durch.
Über 600 Meter schob sich Tobias Grønstad (Norwegen, 1:15,33 Min.) in einem packenden Duell mit Luis Oberbeck (LG Göttingen, 1:15,34 Min.) an Position zwei der Meeting-Topliste. Im Hindernisrennen über 2000 Meter verfehlte Osama Zoghlami (Italien) im strömenden Regen in 5:29,26 Minuten den Meetingrekord nur um weniger als eine Sekunde.
Sieg für Kolberg – Hering erneut auf Platz zwei
Im 1000 Meter-Lauf der Frauen stürmte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler, 2:37,85 Min.) in einem wahren Steigerungslauf auf Platz zwei der ewigen Meeting-Bestenliste, dicht gefolgt von Katharina Trost (LG Stadtwerke München, 2:38,04 Min.). Für beide soll der Weg über Pliezhausen bis zur WM im Sommer führen. Wie im Vorjahr musste sich Christina Hering (LG Stadtwerke München) nach einem couragierten Rennen über 600 Meter mit dem zweiten Platz (1:27,03 Min.) hinter Adrianna Topolnicka (Polen, 1:26,84 Min.) begnügen.
Alina Reh genießt Rennen in Pliezhausen – Tim Holzapfel feiert Heimsieg
Im B-Lauf der Männer über 3000 Meter lief Alina Reh (SCC Berlin) offensiv an der Spitze mit. Die Läuferin aus Laichingen präsentierte sich mit der „richtigen Lockerheit“ in guter Form (8:53,37 Min.). Im Schönbuchstadion fühlt sie sich sichtlich wohl: „Wenn ich in das Stadion komme, spüre ich, dass die Leute hier auf meiner Seite sind.“ Die tolle Stimmung beflügelte auch Tim Holzapfel (Unterländer LG), der bei Thomas Jeggle in Pliezhausen trainiert und mit einem Heimsieg über 1000 Meter (2:21,81 Min.) überraschte.
U20-Staffel des DLV in EM-Form
Die U20-Nationalstaffel der weiblichen Jugend fand im ersten Zeitlauf über 4x100 Meter noch nicht den richtigen Rhythmus. Im zweiten Durchgang zeigten sich die Athletinnen von Bundestrainer Alex Seeger (Gomaringen) dann deutlich verbessert. Das Quartett mit Carolin Schlung, Chelsea Kadiri, Rosina Schneider und Holly Okuku hakte in 44,60 Sekunden locker die Norm für die U20-Europameisterschaften (45,70 Sek.) in Jerusalem (Israel, 7. bis 10. August 2023) ab. Das klar formulierte Ziel: EM-Titel.
An ihren ersten Auftritt in Pliezhausen mit der U20-Staffel im Jahr 2018 erinnert sich auch noch Skadi Schier (SCC Berlin), die am Sonntag die 300 Meter der Frauen für sich entschied (37,47 Sek.). Dabei ließ die Deutsche 400 Meter-Hallenmeisterin unter anderem die international erfahrenen Micha Powell (Kanada, 38,20 Sek.) und Alica Schmidt (SCC Berlin, 38,70 Sek.) hinter sich.
Knapp 700 Teilnehmer und rund 2000 Zuschauer im Schönbuchstadion
Die rund 2000 Zuschauer im prall gefüllten Schönbuchstadion erlebten ein Meeting voller Höhepunkte. Das Meeting habe sich nach außen sehr gut präsentiert und damit auch Werbung für die Leichtathletik gemacht, bilanzierte ein hochzufriedener Meeting-Chef Thomas Jeggle. Die knapp 700 Athleten aus 25 Ländern sprechen für sich. „Die Aufwertung durch den Challenger-Status hat sich ausgezahlt“, freute sich Jeggle über das qualitativ wie qualitativ beste Teilnehmerfeld der Meeting-Geschichte.